Gebrauchsinformation (GI) – Verständlich informieren für eine optimale Patientenkommunikation

Was ist eine Gebrauchsinformation (GI)?

Die Gebrauchsinformation (GI) ist ein essenzielles Dokument in der Pharma- und Gesundheitsbranche, dass Patient:innen über die korrekte Anwendung eines Arzneimittels informiert. Sie ist auch als Packungsbeilage oder Patient:inneninformation bekannt und enthält detaillierte Angaben zu Dosierung, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Lagerung und speziellen Warnhinweisen.

In der Europäischen Union ist die GI gemäß der Richtlinie 2001/83/EG sowie den Vorgaben der European Medicines Agency (EMA) vorgeschrieben. In Deutschland reguliert das Arzneimittelgesetz (AMG) deren Inhalte und Gestaltung. Ziel ist es, eine hohe Sicherheit der Patient:innen zu gewährleisten, indem Anwender:innen über die richtige Einnahme und mögliche Risiken aufgeklärt werden.

Doch die Gebrauchsinformation ist nicht nur ein regulatorisches Erfordernis – sie spielt auch eine wichtige Rolle im Pharma-Marketing. Unternehmen können durch eine verständliche, gut gestaltete GI das Vertrauen in ihr Produkt stärken und zur optimalen Nutzung des Medikaments beitragen.

Die rechtlichen Anforderungen an die Gebrauchsinformation

Die Gestaltung der GI unterliegt strengen regulatorischen Vorgaben, die eine einheitliche und leicht verständliche Aufklärung der Patient:innen sicherstellen sollen. Wichtige Anforderungen sind:

  • Verständlichkeit: Die Informationen müssen in einer klaren, leicht lesbaren Sprache formuliert sein. Fachbegriffe sollten entweder vermieden oder verständlich erklärt werden.
  • Strukturierung: Pflichtangaben wie Indikationen, Gegenanzeigen und Nebenwirkungen müssen in einer logischen Reihenfolge dargestellt werden.
  • Lesbarkeit: Vorgaben zu Schriftgröße, Kontrasten und Formatierung sollen sicherstellen, dass auch ältere oder sehbeeinträchtigte Personen die GI problemlos lesen können.
  • Regulatorische Prüfungen: Vor der Markteinführung wird die Gebrauchsinformation durch die zuständigen Behörden auf Vollständigkeit und Verständlichkeit geprüft.

Zusätzlich fordern Gesundheitsbehörden zunehmend digitale Alternativen, um den Zugang zu Informationen zu erleichtern. E-PILs (electronic Patients Information Leaflets) oder interaktive Beipackzettel könnten zukünftig eine ergänzende Rolle zur klassischen Papierform spielen.

Die richtige Gestaltung von patientenfreundlichen GIs

Eine der größten Herausforderungen für Pharmaunternehmen ist die Balance zwischen Vollständigkeit und Verständlichkeit. Während regulatorische Anforderungen eine hohe Dichte an Informationen erfordern, dürfen Patient:innen nicht mit zu komplexen oder unübersichtlichen Texten überfordert werden.

Häufige Probleme in der Praxis:

  • Angst erzeugende Nebenwirkungslisten: Viele Patient:innen sind durch lange Aufzählungen möglicher Nebenwirkungen verunsichert, was zu Non-Compliance führen kann.
  • Unzureichende visuelle Unterstützung: Diagramme, Symbole oder QR-Codes können helfen, Inhalte besser zugänglich zu machen, werden aber noch selten genutzt.
  • Überladene Texte: Lange, verschachtelte Sätze und übermäßig viele Fachbegriffe erschweren das Verständnis.

Pharmaunternehmen investieren daher zunehmend in eine Forschung der Patient:innen, um durch Fokusgruppen oder Lesbarkeitsstudien zu prüfen, wie die GI optimiert werden kann. Eine klar strukturierte, gut lesbare Gebrauchsinformation kann die Akzeptanz eines Medikaments positiv beeinflussen und zu einer besseren Therapietreue (Adhärenz) beitragen.

Digitale Erweiterung von Gebrauchsinformationen

Mit der zunehmenden Digitalisierung in der Gesundheitsbranche rücken innovative Lösungen für die Kommunikation mit Patient:innen in den Fokus. Digitale Gebrauchsinformationen bieten mehrere Vorteile:

  • Erweiterte Inhalte: Ergänzende Erklärvideos, interaktive FAQs oder Chatbots können komplexe Sachverhalte einfach vermitteln.
  • Barrierefreier Zugang: Sehbehinderte Patient:innen können sich die GI über Sprachassistenten vorlesen lassen.
  • Echtzeit-Aktualisierungen: Änderungen in den Anwendungsrichtlinien lassen sich schneller kommunizieren als bei gedruckten Beipackzetteln.
  • Personalisierungsmöglichkeiten: Je nach Patient:innengruppe (z. B. Kinder, Seniorinnen) können spezifisch angepasste Informationen bereitgestellt werden.

Vor allem QR-Codes auf Verpackungen oder Apps von Pharmaunternehmen ermöglichen es Patient:innen, über ihr Smartphone jederzeit auf aktuelle und verständlich aufbereitete Informationen zuzugreifen. Behörden wie die EMA prüfen bereits, ob digitale Formate in Zukunft offizielle Beipackzettel ergänzen oder ersetzen können.

Fazit: Gebrauchsinformationen als Schlüssel für sichere und verständliche Arzneimittelanwendung

Die Gebrauchsinformation (GI) ist weit mehr als ein Pflichtdokument – sie stellt das zentrale Bindeglied zwischen regulatorischen Vorgaben und patientenfreundlicher Aufklärung dar. Ihr Ziel ist es, sowohl die Sicherheit als auch die Therapietreue zu fördern. Während gesetzliche Anforderungen für Vollständigkeit, Struktur und Lesbarkeit sorgen, liegt die eigentliche Herausforderung darin, komplexe Inhalte so aufzubereiten, dass sie für Patient:innen verständlich und vertrauensbildend sind.

Zukunftsweisend sind digitale Erweiterungen, die den Zugang erleichtern, Inhalte interaktiv vermitteln und eine schnellere Aktualisierung ermöglichen. Pharmaunternehmen, die in klare, barrierefreie und moderne Informationsformate investieren, tragen nicht nur zur Patientensicherheit bei, sondern stärken auch das Vertrauen in ihre Produkte. Die GI bleibt somit ein unverzichtbares Instrument – im Spannungsfeld zwischen Regulatorik, Patientennutzen und Innovation.