
AOK-Studie zeigt: Besorgnis über Umweltgefahren und gesundheitliche Risiken in der Bevölkerung deutlich gesunken – Hitze wird als Ausnahme ernster wahrgenommen
Eine aktuelle Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt einen deutlichen Rückgang in der Wahrnehmung von Umweltgefahren und deren gesundheitlichen Folgen in der Bevölkerung. Der neue WIdOmonitor 2025 offenbart, dass Themen wie Klimawandel, Luftverschmutzung und Umweltgifte zwar weiterhin relevant erscheinen – ihre Dringlichkeit wird aber zunehmend unterschätzt.
In einer repräsentativen Online-Befragung von über 3.000 Erwachsenen im November 2024 wurde deutlich: Die Besorgnis über den Klimawandel ist seit 2020 um 13 Prozentpunkte gesunken – von knapp 79 Prozent auf rund 66 Prozent. Noch stärker ist der Rückgang bei der Sorge über Luftverschmutzung: Nur noch 45 Prozent der Befragten äußerten hier Bedenken, gegenüber 56 Prozent vier Jahre zuvor.
Auffällig ist zugleich ein wachsender Anteil an Menschen, die Umweltprobleme für übertrieben halten – dieser Anteil stieg von 19 auf 29 Prozent. „Diese Verschiebung in der Wahrnehmung ist alarmierend“, sagt Sophie Rabe, Präventionsexpertin im AOK-Bundesverband und Erstautorin der Studie. „Denn die gesundheitlichen Risiken, etwa durch Schadstoffe in der Luft, sind weiterhin real und nachweislich mit erhöhter Krankheitslast verbunden.“
Auch das Wissen um gesundheitliche Zusammenhänge nimmt ab: Während 2020 noch rund 68 Prozent der Aussage zustimmten, dass Luftverschmutzung die körperliche und psychische Gesundheit gefährde, waren es Ende 2024 nur noch 54 Prozent. Besonders unter bildungsferneren Gruppen nimmt die Sensibilität für diese Gefahren ab. „Hier ist gezielte Informationsarbeit notwendig“, so Rabe.
Ein leicht gegenläufiger Trend zeigt sich bei der Wahrnehmung von Hitze als Gesundheitsrisiko: 33 Prozent der Befragten gaben an, sich durch anhaltende sommerliche Hitze stark oder sehr stark belastet zu fühlen – 2021 lag dieser Wert noch bei 25 Prozent. Besonders chronisch kranke Menschen empfinden Hitze als gesundheitlich stark belastend.
Trotz sinkender Besorgnis bei vielen Themen bleibt das Bewusstsein für globale Umweltprobleme wie Mikroplastik (79 %), Gewässerverschmutzung (75 %) oder den Verlust der Artenvielfalt (70 %) vergleichsweise hoch. Jüngere Menschen unter 30 äußern zudem überdurchschnittlich häufig Sorgen über den Klimawandel.
Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, sieht in der Entwicklung ein ernstes Warnsignal: „Wenn sich das Bewusstsein für Umweltgefahren abschwächt, obwohl die wissenschaftliche Evidenz für deren gesundheitliche Folgen wächst, dann geraten Prävention und Vorsorge ins Hintertreffen. Politik, Medien und Gesellschaft müssen gegensteuern.“
Die AOK fordert daher, die gesundheitlichen Risiken von Umweltveränderungen stärker in den öffentlichen Fokus zu rücken. Das Ziel müsse sein, das Problembewusstsein wieder zu stärken – mit konkreter Aufklärung und präventiven Maßnahmen, auch im Gesundheitssystem.
Die Daten des WIdOmonitor basieren auf einer Online-Befragung durch das Institut forsa unter 3.033 repräsentativ ausgewählten Personen über 18 Jahren. Verglichen wurden die Ergebnisse mit Daten aus früheren WIdO-Befragungen aus den Jahren 2020 und 2021.