Bild: Unsplash

Deutsche Biotech-Branche im Wandel: Rekord-Investitionen in Startups 2024 – doch der Aufschwung stockt

Die deutsche Biotechnologiebranche hat 2024 ein bemerkenswertes Jahr erlebt: Mit einem Anstieg der Kapitalzuflüsse um 78 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 1,9 Milliarden Euro wurde ein neuer Rekord aufgestellt – vorausgesetzt, man klammert pandemiebedingte Investitionen aus. Auch die Frühphasenfinanzierung legte deutlich zu: 420 Millionen Euro flossen in junge Unternehmen, mehr als doppelt so viel wie 2023.

Doch das Hoch hielt nicht lange an: Bereits im ersten Quartal 2025 brach die Finanzierung drastisch ein. Nur noch 130 Millionen Euro wurden eingesammelt – ein Rückgang von 78 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2024. Gründe dafür sehen Experten in der unsicheren Weltwirtschaft und einer damit einhergehenden Zurückhaltung der Investoren.

Trotz dieser Rückschläge gibt es Lichtblicke: Die Zahl der klinischen Studien in den Phasen 2 und 3 ist gestiegen, was auf eine reifere und robustere Pipeline innovativer Wirkstoffe hinweist. Besonders die Onkologie bleibt mit über 100 laufenden Studien der Schwerpunkt der Branche.

Dennoch ist die Branche auch mit Rückschlägen konfrontiert: Der Gesamtumsatz ging 2024 um acht Prozent auf elf Milliarden Euro zurück, die Beschäftigtenzahl sank um fünf Prozent. Nur ein deutsches Unternehmen (Pentixapharm) wagte 2024 den Schritt an die Börse.

Zudem stagniert die M&A-Aktivität: Zwar wurde mit 3,8 Milliarden Euro ein hoher Transaktionswert erreicht, doch die Zahl der Deals sank von 22 auf nur noch 10. Dies verdeutlicht die Herausforderungen, denen sich Unternehmen bei der Suche nach erfolgreichen Exits gegenübersehen.

Trotz allem zeigt sich EY-Partner Klaus Ort vorsichtig optimistisch: „Der Fokus auf personalisierte Medizin, neue therapeutische Modalitäten und der Einsatz von KI bieten der Branche langfristige Chancen – vorausgesetzt, es gelingt, die aktuellen Finanzierungs- und Wettbewerbsbarrieren zu überwinden.“

Oliver Schacht, Präsident von BIO Deutschland, ergänzt: „Die neue Bundesregierung ist gefordert, durch gezielte Maßnahmen die Verfügbarkeit von Venture Capital zu stärken. Denn die Innovationskraft der Biotech-Startups ist vorhanden – jetzt braucht es politischen Willen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, um den Aufschwung nachhaltig zu gestalten.“