Freitag, 19. Dezember 2025
Pilotprojekt zum DiGA-E-Rezept offenbart erhebliche Hürden vor bundesweitem Rollout
Mit dem E-Rezept für Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sollte ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer vollständig digitalen Versorgung erreicht werden. Die nun vorliegenden Ergebnisse des DiGA-E-Rezept-Piloten in der Region Hamburg und Umland zeigen jedoch aus Sicht des Spitzenverbands Digitale Gesundheitsversorgung e.V. (SVDGV) deutlichen Nachsteuerungsbedarf.
Im Rahmen der Pilotphase von Mai bis September 2025 wurden lediglich 12,6 Prozent der ausgestellten DiGA-E-Rezepte vollständig digital eingelöst, weitere 10,9 Prozent über einen Papierausdruck. Damit bleiben die tatsächlichen Therapieaufnahmen deutlich hinter den bislang üblichen Einlösequoten des Muster-16-Verfahrens zurück, die bei rund 50 bis 70 Prozent liegen.
Als zentrale Ursache identifiziert der Verband erhebliche Zugangshürden im aktuellen Prozess. Zusätzliche App-Downloads, die Beantragung einer PIN für die elektronische Gesundheitskarte oder die Einrichtung einer Gesundheits-ID erschweren sowohl Ärzt:innen als auch Patient:innen den Einstieg. Der Einlöseprozess ist derzeit weder selbsterklärend noch niedrigschwellig gestaltet.
„Das E-Rezept ist ein wichtiger Baustein für moderne Versorgung. Gerade deshalb müssen wir jetzt ehrlich auf die Pilotergebnisse schauen und den Prozess so weiterentwickeln, dass Patientinnen und Patienten ohne Hürden in ihre digitale Therapie kommen“, erklärt Dr. med. Christoph Twesten, Vorstand des SVDGV. Vor einem bundesweiten Rollout sei eine gemeinsame, patientenorientierte Überarbeitung des Verfahrens notwendig.
Neben versorgungspraktischen Aspekten sieht der Verband auch wirtschaftliche Risiken. DiGA gelten international als Vorzeigekonzept „made in Germany“ und werden überwiegend von innovationsgetriebenen kleinen und mittleren Unternehmen entwickelt. Eine bundesweite Einführung mit den im Pilot beobachteten Einlösequoten könnte die wirtschaftliche Basis der Branche gefährden und damit einen international anerkannten Innovationsbereich schwächen.
Der SVDGV empfiehlt daher, den geplanten bundesweiten Rollout im ersten Halbjahr 2026 in der aktuellen Form auszusetzen und den Einlöseprozess vorab grundlegend zu überarbeiten. Zugleich signalisiert der Verband Dialogbereitschaft und setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteuren, um eine praktikable, patientenzentrierte und zukunftsfähige Lösung zu entwickeln.