Donnerstag, 30. Oktober 2025
Ipsos Health Service Report 2025: Wie Social Media die Wahrnehmung von Gesundheit, GLP-1-Medikamenten und Mental Health weltweit verändert
Der Ipsos Health Service Report 2025 offenbart tiefgreifende Veränderungen im weltweiten Gesundheitsbewusstsein. In einer Umfrage über 30 Länder hinweg gaben 45 % der Befragten an, dass mentale Gesundheit das größte Gesundheitsproblem ihres Landes sei – ein Anstieg um 18 Prozentpunkte seit 2018. Themen wie Stress, Krebs und Adipositas folgen dicht dahinter.
Besonders alarmierend: 59 % der Befragten erlebten im vergangenen Jahr Phasen, in denen sie sich aufgrund von Stress überfordert fühlten. Junge Menschen sind dabei besonders betroffen – 72 % der Gen Z gaben an, mindestens einmal im Jahr an ihre Belastungsgrenze gestoßen zu sein.
GLP-1-Medikamente im Wandel: Von der Therapie zum Lifestyle-Trend
Ein weiterer Schwerpunkt des Reports liegt auf den sogenannten GLP-1-Medikamenten wie Ozempic, Wegovy oder Mounjaro. Obwohl diese ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt wurden, werden sie zunehmend als Lifestyle-Tools für Gewichtsmanagement gesehen.
Nur 36 % der Befragten weltweit haben bisher von diesen Medikamenten gehört – in den USA jedoch ganze 74 %. Bemerkenswert ist, dass 45 % der Informationsquellen aus Social Media stammen, während nur 19 % der Menschen über Ärzt:innen davon erfuhren.
Die Online-Erzählung rund um GLP-1s wird heute nicht mehr von Pharmaunternehmen, sondern von Influencer:innen und Telehealth-Anbietern geprägt. TikTok, Instagram und Reddit formen eine neue Gesundheitskultur, in der Mikro-Dosierung, „Nutraceuticals“ und Longevity-Trends die klassischen Therapiediskurse ablösen.
Globale Herausforderungen bleiben bestehen
Trotz medizinischer Innovationen bleibt die Zufriedenheit mit den Gesundheitssystemen auf moderatem Niveau: Nur 43 % der Befragten bewerten ihre Gesundheitsversorgung als gut – in Malaysia 75 %, in Ungarn nur 12 %. In vielen europäischen Ländern sinkt das Vertrauen in die künftige Qualität der Versorgung.
Impfung und Vertrauen
Besonders besorgniserregend ist der Rückgang der Impfbereitschaft. Nur 61 % weltweit befürworten verpflichtende Impfungen gegen Infektionskrankheiten – in der Türkei sank dieser Wert seit 2018 um 22 Prozentpunkte. Ipsos warnt vor einer „wachsenden Gesundheits-Desinformation“, die durch Social Media weiter verstärkt wird.
Fazit
Der Report zeigt: Gesundheit wird zunehmend digitalisiert, emotionalisiert und politisiert. Während mentale Belastung und Misstrauen gegenüber Institutionen steigen, gewinnen Online-Communities und Influencer-Medizin an Bedeutung. Die Zukunft des globalen Gesundheitsbewusstseins hängt davon ab, ob Gesellschaft, Politik und Wirtschaft neue Wege finden, Vertrauen, Aufklärung und Zugänglichkeit zu vereinen.