Bild: Berufsverband der Deutschen Dermatologen e.V.

BVDD kritisiert dm-Pilotprojekt: KI-Hautanalyse und Online-Hautarzt bergen Risiken für Patientensicherheit

Die Drogeriekette dm testet aktuell KI-gestützte Hautanalyse-Stationen sowie Online-Hautarzt-Services in ausgewählten Filialen und über das Smartphone. Während dm das Angebot als innovative Gesundheitsdienstleistung bewirbt, übt der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) deutliche Kritik.

BVDD-Präsident Dr. Ralph von Kiedrowski bemängelt, dass die vermeintlichen Diagnosen in erster Linie Verkaufsimpulse für Pflegeprodukte auslösen: „Schon die vermeintlich KI-generierte Hautanalyse sollte mit großer Vorsicht betrachtet werden! Meine Testdiagnose war falsch und führte direkt zu einer Produktempfehlung im Wert von über 30 Euro.“

Besonders kritisch sieht der Verband jedoch die Kooperation mit dem Telemedizin-Anbieter Dermanostic. Dieser wirbt damit, auch ernsthafte Hauterkrankungen wie schwarzen Hautkrebs online zu diagnostizieren. Nach Einschätzung des BVDD ist das hochriskant: Rund 30 % der Fälle benötigen eine rezeptpflichtige Behandlung, und 8–10 % sind überhaupt nicht für eine digitale Konsultation geeignet. Doch wer die notwendige Folgeversorgung in einer dermatologischen Praxis übernimmt, bleibt ungeklärt.

Das Risiko: Patientinnen und Patienten erhalten möglicherweise nur eine private Online-Diagnose samt Rezept, finden aber keine zeitnahe Anschlussbehandlung im regulären Versorgungssystem. Das könne zu Unsicherheit, Unzufriedenheit und sogar Patientengefährdung führen.

Der BVDD verweist außerdem auf ein Urteil des Landgerichts Düsseldorf, das Dermanostic irreführende Werbeaussagen zu angeblichen Kooperationen mit Hautärzten untersagte. In der Praxis häufen sich seither unklare Diagnosen und Rezeptprobleme.

Nach Ansicht von Dr. von Kiedrowski schaffen die Angebote von dm „Anreize für unkontrollierte Hautuntersuchungen außerhalb des GKV-Systems“. Damit werde das ohnehin angespannte Zeitbudget der dermatologischen Praxen weiter belastet und die Wartezeit-Problematik verschärft.

Auch fachlich sei das Projekt zweifelhaft: Für die Beurteilung von Muttermalen – potenziell Anzeichen für schwarzen Hautkrebs – reichten Fotos keinesfalls aus. Leitliniengemäß sei hier mindestens eine Dermatoskopie im direkten Arztkontakt erforderlich.

Fazit des BVDD: Innovative digitale Modelle sind willkommen, aber das dm-Pilotprojekt helfe nicht, die Versorgung Hautkranker zu verbessern.